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The Long Walk to Bosque Redondo

Regierungsstellen nannten es Reservat – aber für die besiegten und vertrieben Navajos und Angehörige anderer Stämme war es ein Gefangenenlager.

Was war geschehen?

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts drangen immer mehr Siedler und Prospektoren nach Westen vor. Die Ureinwohner – allgemein als Indianer oder Dinè bezeichnet - in ihrem traditionellen Land hinderten sie am Fortkommen und der Ausbreitung. Es wurde zum Normalfall, dass Stämme bekämpft und vertrieben wurden aus Ihrem Diné Tha – ihrem angestammten Land.

Eine der tragischsten Aktionen, die „Wilden zu zähmen“ war der Lange Marsch nach Bosque Redondo und die Internierung einiger Tausend Indianer unter erbärmlichen und Menschen verachtenden Bedingungen.

Bosque Redondo -  als „Wald“ bezeichnet wegen der Pappeln, die in der Einöde wuchsen – liegt im östlichen New Mexico am Pecos River. Der Wald war bald abgeholzt als Baumaterial und Brennholz; das Wasser des Pecos war stark alkalisch und verursachte ernsthafte Krankheiten, die Maisernte wurde von Schädlingen vernichtet. Die Angehörigen der Navajos und einiger anderer Stämme vegetierten dahin und litten unter den Entbehrungen. Der Mangel an Lebensmitteln führte zu Krankheiten, an denen eine grosse Zahl der Internierten starb.

Der Konflikt, der letztlich zu dem „Long Walk“ führte, begann mit der Eroberung des Südwestens durch die Spanier im 16. Jahrhundert. Bevor die spanischen Eroberer ankamen lebten die Navajos weitgehend friedlich, von gelegentlichen Überfällen abgesehen, mit ihren Pueblo Nachbarn zusammen. Die Navajos, ursprünglich halbnomadische Jäger, nahmen Gewohnheiten der Pueblo Indianer an und lernten von ihnen Ackerbau.

Spanische Missionare hatten keinen Erfolg mit den Navajos; jedoch hatten diese Interesse an spanischen Pferden und Gewehren; das Ergebnis war ein wachsendes Interesse an Überfällen und Raubzügen. Teilweise überfielen die Navajos spanische Kolonisten, manchmal handelten sie mit ihnen. Sie waren aber immer weit genug von ihnen entfernt, dass sie sich nicht bedroht fühlten. Den Pueblo Indianern ging es schlechter: Spanische Priester und Soldaten lebten unter ihnen und zwangen sie zur Aufgabe ihrer Traditionen und zum Gebet an den spanischen Gott. Um dem zu entgehen flohen Pueblo Indianer und schlossen sich den Navajos an.

1680 begannen die Pueblos einen Aufstand gegen die Spanier; sie jagten sie aus New New Mexico – jedoch verschwanden mit ihnen nicht alle Probleme. Die Navajos, jetzt ausgerüstet mit Pferden, übten immer mehr Überfälle aus auf die Dörfer der Pueblos. In einigen Fällen hatten spanische Soldaten Schutz geboten vor solchen Überfällen. Die Pueblo Indianer wollten nicht, dass die Spanier zurückkehrten; dennoch kamen sie 1692 zurück. Als die Spanier New Mexico zurückeroberten flohen viele Pueblo Indianer zu freundlich gesinnten Navajos. Diese kulturelle Mischung lehrte die Navajos Ackerbau und Viehzucht. Im Laufe der Zeit traten die Spanier den Pueblo Indianern freundlicher gegenüber. Viele von ihnen kehrten in ihre Dörfer zurück. Im frühen 18. Jahrhundert lebten viele Pueblo Familien in friedlicher Nachbarschaft mit den Spaniern, die sie vor den Überfällen der Navajos schützten. Zur gleichen Zeit, auch mit der Unterstützung der Pueblos, fingen die Spanier Frauen, Kinder und Tiere der Navajos. Gegen Ende des Jahrhunderts behandelten die Navajos ähnlich auch Utes, Comanches, Jicarilla Apaches und Mescalero Apaches. Viele Navajos packten ihre Sachen und zogen zu friedlicheren Weidegründen im Westen.

Nachdem die Mexikaner 1821 die Herrschaft von den Spaniern übernommen hatten änderte sich zunächst nichts für die Navajos. Der Kreislauf der Überfälle ging weiter – die Navajos beraubten die Soldaten und diese raubten zurück. Anstrengungen von beiden Seiten zur Herbeiführung eines Friedens in den 30er und 40er Jahren hatten keinen Erfolg. In dieser Zeit kamen die Amerikaner: 1846 erreichten sie Albuquerque. Im November dieses Jahres trafen sich Navajo Führer mit den Amerikanern und unterzeichneten den Bear Springs Vertrag. Aber ein Friede war nicht möglich. Viele Bewohner New Mexicos und Navajos befanden sich noch immer im Krieg; die amerikanischen Besetzer boten den Indianern keinen Schutz vor den spanischstämmigen Siedlern, die weiterhin Menschen als Sklaven und Vieh raubten.

Im Jahre 1850 schlug der Indianeragent James Calhoun vor, die Navajos, Apachen und Utes in Reservaten unterzubringen. Calhoun wurde 1851 Gouverneur und erlaubte dem Militär gegen die Navajos vorzugehen. Als Belohnung wurde den Soldaten das Nehmen von Sklaven erlaubt. Im Gegenzug stahlen die Navajos noch mehr Vieh. In dieser Zeit errichteten die Amerikaner Fort Defiance im heutigen nordöstlichen Arizona. Es sollte im Kampf gegen die Überfälle der Navajos genutzt werden. Man hatte keinen Erfolg. Manuelito, Barboncito und andere Führer riefen auf zu einem Angriff auf das Fort am 29. April 1860. Ein Soldat wurde in diesem Kampf getötet; alle Soldaten verliessen das Fort ein Jahr später. Sie zogen nicht weit: 1862 bauten sie bei Bear Springs (im heutigen nordwestlichen New Mexico) Fort Wingate. Zu dieser Zeit hatten Soldaten und die Bewohner New Mexicos grössere Sorgen: der Bürgerkrieg war ausgebrochen und Rebellen aus Mexiko drangen in das Gebiet vor.

Während der Kriegsjahre wurden die Navajos besonders hart durch Überfälle der Bewohner New Mexicos, der Ute, Camanchen und Apachen betroffen. Es wird berichtet, dass mehr als 1/3 der Navajos versklavt wurde. Ein gefangenes Navajo Kind konnte für 300 $ verkauft werden. 1862 stahlen Navajos über 100.000 Schafe und 1.000 Rinder, sie töteten 62 Bewohner und verwundeten 134.

Im September1862 übernahm General James H. Carleton das Kommando in New Mexico. Er kam mit einer Truppe von 1.500 gut trainierten Freiwilligen aus Kalifornien und stabilisierte das Gebiet schnell für die Union. Als Gebürtiger aus Main war Carlton ein gottesfürchtiger und ehrgeiziger Mann. Er war überzeugt, dass seine Mission ihm zu einem hohen Amt im Osten der Staaten verhelfen kann. Auch war er davon überzeugt, dass die ganze Welt seine Briefe lesen wolle, die er umfangreich verschickte. Er berichtete seinen Vorgesetzten, dass er ein Gebiet verwaltete, das reicher an Mineralien und Wohlstand war als Kalifornien, dass die Navajos ein Gelände bewohnten mit den besten Weidegründen im gesamten Land. Vielleicht war er davon überzeugt, dass es auf dem Land der Navajos viel Gold und Silber gab. Er wollte aber auch erreichen, dass die Navajos in ein Reservat gebracht würden unter seiner Herrschaft – wenn notwendig auch mit Gewalt.

In einigen Zirkeln nahm man an, dass Carleton ein guter Christ und Menschenfreund war, der die „Wilden“ zähmen und zum christlichen Glauben führen wollte. Er wollte die Kultur der Navajos zerstören und durch eine Pueblo Kultur ersetzen, die ein christliches Leben darstellte. Um dies zu erreichen – auch um sein Ansehen im Osten zu festigen – musste er die Herden der Navajos zerstören und ihre Ernte, er musste sie im Winter und im Sommer jagen. Schon sein Vorgänger Colonel Canby hatte in den Jahren 1860/61 diese Ideen. An der Durchführung hinderte ihn jedoch der ausbrechende Bürgerkrieg.

Zur Ausführung des Planes rief er den bekannten Scout Christopher „Kit“ Carson, der schon lange im nahen Taos lebte. Carson kannte die Navajos, die ihn den Seilwerfer nannten; er war ein Freund vieler Utes und Jicarilla Apachen, beides Feinde der Navajos. Carson verliess nur ungern sein Haus, begab sich aber dennoch in den Dienst von Carleton und diente ihm loyal gegen die Mescalero Apachen und gegen die Navajos. Stämme, die sich ergeben hatten wurden nach Bosque Redondo am Pecos River gebracht. Dort stand Fort Sumner, ein neuer Posten, den Carleton nach Colonel Sumner benannt hatte, der im frühen Bürgerkrieg als Kommandeur in Fort Defiance gedient hatte. Bosque Redondo war der Ort, an dem nach Carleton’s Ansicht die Indianer unter strenger militärischer Aufsicht zivilisiert werden konnten; auch dann, wenn zunächst einige getötet werden mussten.

Am 12. Oktober 1862 bekam Carson von Carleton einen ungeheurlichen Befehl: Alle Männer des Mesalaros Stammes sind zu töten, die Frauen und Kinder sollen gefangen genommen werden. Carson führte keinen Ausrottungskrieg. Ein Grossteil der Mesaleros ergaben sich bald und im März 1863 befanden sich über 400 von ihnen in Bosque Redondo. Nachdem die Mesaleros so schnell unterworfen waren konnte Carleton das gesamte Regiment Carson’s gegen die Navajos einsetzen.

Im Juni 1863 liess Carleton an prominente Navojo Führer wie Delgadito und Barboncito verkünden, dass alle Stammesmitglieder, die sich nicht bis zum 20. Juli ergeben, als feindlich angesehen und entsprechend behandelt werden. Carson versicherte sich der Hilfe der Utes als Spione und Führer; ihnen wurde gestattet, dass sie gefangene Frauen, Kinder und Haustiere behalten dürfen. Carleton aber beendete diese Praktiken – nicht so sehr aus humanitären Gründen, er sah vielmehr sein Ziel der Zivilisierung dadurch gefährdet. In jedem Fall: Die "Jagdsaison" auf die Navajos war eröffnet.

Carson baute Fort Nanby bei Fort dem alten Fort Defiance und machte es zu seinem Hauptquartier. Carson’s Männer bildeten kleine Gruppen, die durch das Land ritten und alle Ernten und Wohnungen zerstörten. Das eher bescheidene Ergebnis der Aktionen im Sommer befriedigte Carleton nicht. Er befahl Carson den Navajos mitzuteilen, dass alle Stammesmitglieder nach Bosque Redondo gehen müssen; andernfalls werden sie verfolgt und zerstört. Unter keinen Umständen sollte es mit ihnen Frieden geben. Am 9. September machte sich Carson wieder auf; unterstützt wurde er von anderen Truppenteilen und der Miliz von New Mexico, den Utes und Pueblo Indianern. Es gab wenig Kontakte mit den Feinden.

Mitte November war die Ernte der Navajos weitgehend zerstört. Als Ergebnis ergaben sich viele in Fort Wingate. Unter ihnen war auch der Anführer Delgadito, der von den Soldaten freundlich und mit Respekt behandelt wurde. Während andere Gefangene nach Bosque Redondo geschickt wurden durfte Delgadito im Fort bleiben. So konnte er helfen seine Stammesmitglieder von der Notwendigkeit der Aufgabe zu überzeugen.

Carson wollte den Winter mit seiner Familie in Taos verbringen. Damit war Carleton nicht einverstanden; er veranlasste seine Männer sich um den Canyon de Chelly zu kümmern, dessen hohe Sandsteinwände schon lang vor den Navajos den Anasazis Schutz boten. Auch wenn er nicht glaubte im Canyon viele Indianer zu finden setzte er am 6. Januar 1864 etwa 400 Männer in Marsch. Einige Tage vorher war bereits Captain Albert Pfeiffer mit 33 Freiwilligen auf den Weg zum Canyon geschickt worden. Carson und Pfeiffer trafen sich am Canyon Eingang am 14. Januar. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pfeiffer den Canyon bereits von Osten nach Westen durchforstet. Einige Navajos wurden getötet, andere hatten wegen Hunger und Kälte aufgegeben. Mündliche Überlieferungen berichten, dass die Soldatzen etwa 5.000 Pfirsichbäume vernichtet haben. Den sich ergebenden Navajos gab man zu Essen und medizinische Versorgung. Carson berichtete von 23 getöteten Indianern, 34 wurden als Gefangene genommen und 200 haben sich freiwillig ergeben. 200 Schafe wurden gefunden. Wenn sie noch vorher ihre Zweifel hatten wussten die Navajos jetzt, dass Carson sie finden konnte, jedoch sie nicht ausrotten wollte.

Bald nach der Rückkehr Carson’s nach Fort Canby ergaben sich Navajos zu Massen. Die meisten waren nur armselig bekleidet und erfroren. Am 26. Januar schickte Carson etwa 240 nach Los Pinos am Rio Grande und dann weiter nach Bosque Redondo. „Dies war einer der ersten Long Walks, an den man sich in der Geschichte der Navajos so schmerzlich erinnert, unter der direkten Führung von Carson; es war das einzige Kontingent unter seiner Führung. Andere Historiker machen ihn direkt verantwortlich für die Not und das Leiden des Langen Marsches.“ Das schrieb Tom Dunlevy in seinem Buch „Kit Carson & The Indians“.

Im Februar verliess Captain Berney Fort Canby mit 165 Navajos. Bei Los Pinos warteten sie auf die Ankunft vieler Indianerm mehr, die sich bei Fort Wingate ergeben hatte. Zusammen waren es dann 1.445 Gefangene, die den Langen Marsch antraten. Am 12. März erreichte Berney Fort Sumner und berichtete dem Kommandeur, dass er 1.430 Indianer bringt. 15 hatte er auf dem Weg verloren. Die Angekommenen wurden sofort zur Feldarbeit eingeteilt.

In Fort Canby starben viele Indianer aus Erschöpfung während sie auf Ihren Abmarsch warteten. Anfang März wurden mehr als 2.000 Menschen, teilweise in einem erbärmlichen Zustand auf den langen Weg, nach Osten geschickt. Die Regierung gab Wagen – bei Weitem aber nicht genug. Fast alle Gefangenen waren gezwungen zu laufen. Es wurde ihnen erlaubt 500 Pferde und 3.000 Schafe mitzunehmen, dennoch starben etwa 200 von ihnen auf dem Weg. Sie starben wegen des Fehlens von Nahrung, durch Unfälle bei Flussquerungen, es wurden auch welche erschossen, die nicht mithalten konnten. Dieser grausame Marsch dauerte 41 Tage.

Weitere Gruppen folgten in den kommenden Monaten. Viele Indianer starben während des Marsches an Mangelerscheinungen, durch Wettereinflüsse, durch Frost und Schneestürme.

Im Juli 1864 lebten etwa 5.900 Navajos und 500 Mescalero Apachen in Bosque Redondo. Inzwischen ergaben sich immer mehr Menschen bei Fort Canby und Wingate. Immer aber noch verblieb eine grosse Zahl als Flüchtlinge bei den Hopis im Westen oder zwischen den grossen Sandsteinblöcken im Monument Valley im Norden. Sie wurden als feindlich angesehen. Barboncito und einige seiner Leute ergaben sich im August 1864 im Fort Wingate. Manuelito gab erst im September 1866 auf. Carleton hatte sich bei der Schätzung der Zahlen vertan; er ging von 5 bis 6.000 Menschen aus. Carson war der Meinung, dass sich die Zahl verdoppeln würde. Nach späteren Untersuchungen wurden etwa 11.000 Menschen nach Bosque Redondo auf den Weg gebracht gebracht. Nach anderen Berichten sind etwa 8.800 angekommen. Von 336 wird offiziell berichtet, dass sie gestorben sind, 220 sollten geflohen sein. Dies lässt vermuten, dass erheblich mehr Menschen gestorben sind oder fliehen konnten. Was aber auch immer die genaue Zahl war: der Long Walk der Navajos verursachte grosses Leiden und wurde fast so Grausam wie der Trail of Tears der Cherokees im Osten.

Das Leiden setzte sich im Bosque Redondo fort. Carleton war von der Notwendigkeit der Vertreibung der unchristlichen Navajos und deren Zusammenfassung an einem einsamen Ort überzeugt. Viele der Bewohner New Mexicos unterstützten ihn in seiner Ansicht, nicht zuletzt weil sie das zurückgelassene Weideland nutzen wollten. Kit Carson stimmte auch zu und wurde im Sommer 1864 Verwalter von Bosque Redondo. Einige Menschen widersprachen Carleton allerdings, unter ihnen Mechael Steck, Leiter des Amtes für Indianische Angelegenheiten in New Mexico. Er führte an, dass es dumm sei zu glauben, Bosque Redondo könne unterstützen, dass Navajos und Apaches zusammenleben können. Apaches und Navajos waren viele Jahre Feinde. Steck gefiel die Idee eines Reservates. Er meinte aber, dass es auf eigenem Land der Navajos eingerichtet werden sollte. Er lehnte eine Verantwortung für Bosque Redondo ab. Das Kriegsministerium sollte für „Kriegsgefangene“ die Verantwortung übernehmen. Steck ging nach Washington um zu protestieren; letztlich gab er 1865 auf.

Das Lager war ein erstklassiges Beispiel für die wenig effiziente Handlungsweise der Regierung und die Bürokratie. Lebensmittel waren immer knapp; teilweise deshalb weil Carleton sich in der Zahl verschätzt hatte, aber auch weil die Regierung ihre Truppen im Osten versorgen musste. Carletons Agenten mussten in weiter Entfernung nach Fleisch, Getreide und Gemüse suchen. Die Soldaten hatten die erste Wahl, Lebensmittel, die als ungeniessbar angeshen wurden kamen zu den Indianern. Das Wasser war alkalihaltig und führte zu Krankheiten. Die Winter waren kalt, die Sommer glühend heiss. Im November 1865 flohen die Mescaleros und kehrten in ihre Heimat in den Bergen des südlichen New Mexico zurück. Das Leben der Navajos wurde dadurch nicht einfacher         

Auch wenn die Navajos Bewässerungsgräben schufen und Getreide anbauten langte dies nicht für eine Selbstversorgung. Die Ernte wurde häufig durch Stürme und Insekten zerstört. Es gab kein Holz. Die Pappeln am Pecos wurden schon vorher geschlagen. Im Winter liefen die Indianer teilweise 12 Meilen für Feuerholz. Einige Frauen wurden zur Prostituierten für die Soldaten im nahen Fort Sumner. Menschen wurden als Sklaven geraubt; die Soldaten unternahmen wenig zum Schutz der Navajos. Carleton nutzte die Navajos als Schutzschild vor den Comanchen, die zu Überfällen aus dem Osten vordrangen.

Die untragbare Situation in Bosque Redondo – mindestens 2.000 Navajos starben an Unterernährung – erregte die Aufmerksamkeit des Kongresses und des Innenministeriums. Carleton fiel in Ungnade bei seinen Vorgesetzten. Bewohner New Mexicos wandten sich gegen den General wegen seiner Arroganz. Sein Aufrechterhalten des Kriegsrechtes lange nachdem die Bedrohung der Konföderierten beendet war erregte viele Bürger. In einem Fall musste ein Friedensrichter einen Passierschein für eine Reise beantragen. Es war eine Sache, gegen Indianer tyrannisch vorzugehen, aber auf einer absoluten Kontrolle auch angesehener Bürger zu bestehen war ein andere. Dennoch wurde Carleton 1865 zum Generalmajor befördert. Als er ein Jahr später zu einem Rapport ausserhalb des Staates bestellt wurde freute sich die Zeitung Santa Fe New Mexican: „ Es scheint, dass unser Land erlöst werden wird von diesem Mann Carleton, der zu lange als Lord unter uns weilte“. Am 6. Oktober 1866 wurde Carleton nach San Antonio, TX versetzt. Im April 1867 wurde er offiziell von seinem Posten in New Mexico abgelöst.

Carleton’s Experiment eines Reservates wurde 1868 beendet. Eine Abordnung der Navajos, unter ihnen Manuelito und Barboncito, trafen sich im April in Washington, D.C. mit Präsident Andrew Johnson, der eine Friedenskommission zugesichert hatte, die sich mit der Sache und der möglichen Rückkehr der Navajos beschäftigen solle. General William Sherman kam im späten Mai zu Verhandlungen an. Es wurde darüber verhandelt, dass die Navajos in Gebiete geschickt werden sollten, in denen bereits Cherokees und andere Stämme lebten. Sherman stimmte jedoch schnell zu, dass die Navajo in ihr Dinétah zurückkehren können unter der Bedingung, dass sie Frieden halten. Dies war die beste Nachricht, die die Menschen in den letzten Jahren hörten. Am 1. Juni 1868 unterzeichneten Barboncito und 28 andere Führer einen Vertrag mit der U.S. Regierung. Carson starb in Colorado  nur etwas über eine Woche vor der Vertragsunterzeichnung. Mitte Juni verliess die erste Gruppe der Navojos den verhassten Ort auf dem Weg zurück in ihre angestammte Heimat.

Heute ist die Region auf dem hochgelegenen Wüstenplateau mit über 200.000 Menschen die grösste indianische Nation der Vereinigten Staaten. Sie befolgen den 1868 unterzeichneten Vertrag. Im Canyon de Chelly zeigen die Führer den Besuchern die Orte, an denen die grosse Tragödie ihrer Ahnen ihren Anfang nahm. Allerding hat man die Bedeutung des Erhaltes der alten Traditionen erkannt. Es existieren grosse Bestrebungen, die Überlieferungen – nach alter Tradition wird die Geschichte mündlich weiter gegeben – in der Erinnerung zu halten. 

Mehr zu diesem Thema erfährt der Reisende in der Hauptstadt der Navajo Nation, Window Rock.

Barboncito, ein wortgewandtes Stammesmitglied, war Sprecher der Navajos. In einer bewegenden Rede geht er zurück auf die überlieferte Geschichte der Diné: „Am Anfang wurden uns vier Berge gezeigt, in deren Mitte wir leben sollte. Das sollte unser Land sein, es wurde uns von der ersten Frau des Diné Stammes gegeben. Von unseren Vorvätern wurde uns gesagt, dass wir nie östlich über den Rio Grande oder westlich über die San Juan Flüsse hinausgehen sollten. Ich glaube, es sind so viele von uns gestorben, weil wir hierher gekommen sind.“

Quelle u.a.: S.J. Reidhead in einem Artikel im WILD WEST MAGAZINE,
Dezember 2001



Dinè ist eine Beszeichnung für die Ureinwohner Nordamerikas; Tah bedeutet Land. Diné Tah bedeutet soviel wie Land der Diné = eigenes Land. In kanadischer Terminologie unterscheidet man häufig zwischen den Inuit („Eskimos“ = Ureinwohner  aus den nördlichen Gebieten) und den Dené Tah, womit die Stämme weiter im Süden um den Great Slave Lake in den heutigen NWT gemeint sind.